Die Entwicklung der Schützengilde Hengen
Nachdem im Frühjahr und Frühsommer des Jahres 1971 ein
paar eiserne Verfechter der Hengener Schützensache von Haus zu Haus zogen um das
Interesse zur Gründung eines Schützenvereins zu sondieren, trafen sich am 25.
September 1971 zahlreiche Hengener Bürger im Gasthaus Lamm zur
Gründungsversammlung. Bei dieser Versammlung waren neben dem Schriftführer und
dem Schatzmeister des Schwäbischen Sportschützenbundes auch dessen 1.
Vorsitzender Wilhelm Buck anwesend. Sie standen der Versammlung beratend zur
Seite. So war es auch selbstverständlich, dass der neu zu gründende Verein dem
Schwäbischen Sportschützenbund beitreten wird. Die anwesenden Interessenten
waren sich bald einig, in Hengen einen Schützenverein zu gründen. 26 Hengener
Bürger ließen sich in die Mitgliederliste des neu gegründeten Vereins eintragen
und wählten am Ende der Versammlung den Förster Roland Lipowitz zum 1.
Vorsitzenden, 2. Vorsitzender wurde Waldemar Mayer, Schatzmeister Heinz Holder
und Schriftführer Gerhard Mayer. Helmut Wörz, Herbert Schabbel und Karl-Heinz
Plickert wurden zu Beisitzern gewählt. Der Verein sollte den Namen
»Schützengilde Hengen« tragen und durch Eintrag ins Vereinsregister beim
Amtsgericht Bad Urach den Zusatz »e.V.« erhalten. Die Versammlung und die Wahl
wurde vom 2. Bürgermeister Eugen Balkheimer geleitet, der durch sein Wissen und
seine Erfahrung auch maßgeblich zur Gründung dieses Vereins beitrug.
Am 29. September 1972 wurde der Schützengilde das alte
Schützenhaus und das dazugehörende Gelände im Engental von der Gemeinde per
Schenkung übereignet. Die alte Schießanlage aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg
war verfallen und musste neu aufgebaut werden. Auch das alte Schützenhaus, das
während des 2. Weltkrieges leer stand und anschließend als Jagdhütte genutzt
wurde, musste renoviert und umgebaut werden. Und da, wie es in jungen Vereinen
nun mal ist, kein Geld vorhanden war, mussten diese Arbeiten in Eigenleistung
ausgeführt werden, sodass die Mitglieder in jeder freien Minute beim
Schützenverein tätig waren.
Da das Gelände im Engental weder Wasser- noch
Stromanschluß hatte, beschloss der Ausschuss am 29. September 1972 ein
Stromaggregat zu kaufen. Dieses Gerät sollte von nun an das Kernstück der
Schießanlage sein.
Nach manchen aufopferungsvollen Arbeitstagen und
-stunden konnte die KK-Schießanlage am 26. und 27. Mai 1973 endlich eingeweiht
werden. Von nun an konnte ein ordentlicher Schießbetrieb aufgenommen werden, an
dem die Mitglieder auch rege teilnahmen; hatte man sich in der vergangenen Zeit
doch nur als Gastschützen bei den Nachbarvereinen Grabenstetten und Hülben dem
Schießsport widmen können. Und um die neu geschaffene Anlage allen Hengener
Bürgern etwas näher zu bringen, wurde am 28. Oktober 1973 das erste
Vereinspokalschießen abgehalten.
Nun war die Schießanlage, das Wichtigste eines
Schützenvereins, und das Schützenhaus fertig gestellt und alles schien in bester
Ordnung, da meldete sich der WKD und bemängelte die Beschaffenheit des Aborts
(ein Holzhäuschen im Wald) so massiv, dass dem Verein nichts anderes übrig
blieb, als neue sanitäre Einrichtungen zu bauen. Weil es im Engental immer noch
keinen Wasser- und Abwasseranschluss gab, musste neben den eigentlichen
Abortanlagen ein Regenwasserauffangbecken und eine Abwassergrube gebaut werden.
Zur Versorgung der Toiletten mit Wasser wurde die alte Wasserförderpumpe der
Sportfreunde Hengen gekauft. Im Juni 1974 konnte die neue Toilettenanlage dann
in Betrieb genommen werden. Wer jetzt glaubt, die Schützen hätten vom Bauen die
Nase voll, der irrt gewaltig.
Schon im Frühjahr 1976 plante der Ausschuss den Umbau
des Schützenhauses. Das Schützenhaus sollte so vergrößert werden, dass neben
einer Luftgewehr-Schießanlage auch ein Aufenthaltsraum eingebaut werden konnte.
Am 18. Mai 1976 wurde der Bauplan zur Genehmigung eingereicht und am 27. Juni
1977 nach langem Tauziehen mit dem Forstamt Urach endlich genehmigt. Die
Rohbauarbeiten wurden an die Firma Kuder aus Hülben vergeben und so konnte schon
am 24. September 1977 Richtfest gefeiert werden. Den Innenausbau übernahmen die
Schützen wieder selbst und konnten dann am 3. und 4. Juni 1978 ihre neue
Luftgewehr-Schießanlage einweihen.
Nun kehrte für einige Zeit Ruhe ein und die Schützen
konnten sich ganz auf ihren Sport konzentrieren.
Im August 1983 beschloss die Vereinsführung das
Schützenhaus an die Stromversorgung der EVS anzuschließen. Der Graben wurde
natürlich selbst ausgehoben und das Kabel unter Aufsicht der EVS verlegt. Mitte
November erfolgte dann der Anschluss ans Netz, sodass unser Aggregat nun
ausgedient hatte und verkauft werden konnte.
Ein weiteres Problem im Schützenhaus war das Heizen
während der Wintermonate. Wurde im alten Schützenhaus mit Öl geheizt, so baute
man im neuen Teil Gasöfen ein, wozu man das nötige Gas in Flaschen einkaufte.
Leider kam es dabei immer wieder vor, dass die Flaschen bei starkem Gasbedarf
vereisten und die Öfen dann ausgingen, oder wurde nicht rechtzeitig bemerkt,
wenn sich das Gas dem Ende neigte. Um hier Abhilfe zu schaffen kaufte die
Schützengilde im Juni 1984 einen Gastank bei der Firma Lotter mit dem Auftrag,
den Tank regelmäßig zu befüllen.
Aber zu verbessern und erneuern gab es im Schützenhaus
noch viel, und so beschloss der Ausschuss am 25. März 1987 die KK-Schießanlage
zu erneuern und zu erweitern. Standen bisher 4 Schießstände auf engstem Raum zur
Verfügung, so sollten es in Zukunft 6 Stände sein, wobei jeder Stand auch
wesentlich mehr Platz haben sollte, zudem stand noch ein Schießleiterraum auf
der Wunschliste. Mit der Planung für dieses Bauvorhaben wurde, wie schon 1976,
Ernst Schiller aus Münsingen betraut.
Da just zu dieser Zeit die Fördermittel des
Württembergischen Landessportbundes an die Vereine des Schwäbischen
Sportschützenbundes gestrichen wurden, kam es innerhalb des Bundes zu einer
Krise, die dann zur Auflösung des Schwäbischen Sportschützenbundes führte und
die Schützengilde veranlasste, zum Württembergischen Schützenverband
überzutreten. Durch diesen Ubertritt verzögerte sich die Planung erheblich, da
die finanzielle Unterstützung durch den WLSB noch nicht geklärt war.
Nach langem Hin und Her und einem erneuten Tauziehen
mit dem Forstamt konnten die Planungen dann Ende 1989 abgeschlossen und der
Baubeginn auf den Frühsommer 1990 festgelegt werden.
Glück im Unglück hatten die Schützen in der Nacht vom
28. Februar zum 01. März 1990 als das Sturmtief »Wiebke« über uns hinwegfegte
und einen verheerenden Schaden in unseren Wäldern hinterließ. Die Flut der
umgestürzten Bäume endete unmittelbar vor unserer Haustür und lieferte uns dann
das Bauholz für unser geplantes Bauvorhaben, mit dem wir am 14. Juni 1990
begannen und am 18. August 1990 bereits Richtfest feiern konnten. Aber damit war
der Bau noch lange nicht beendet, jetzt musste für die Erweiterung der
Schießbahn eine 42 m lange Stützmauer errichtet werden. Auch ein neuer
Geschossfang und eine neue Hochblende mussten geschalt und betoniert werden. Mit
Hochdruck ging es auch an den Innenausbau der Schießanlage und des neuen
Schießleiterraumes und am 22. und 23. Juni 1991 konnten wir die neue
Schießanlage ihrer Bestimmung übergeben.
Das Jahr 1991 war noch nicht zu Ende, da begannen schon
die ersten Überlegungen für den nächsten Erweiterungsbau. An Stelle der
veralteten sanitären Anlagen abseits des Schützenhauses (keine Heizung, im
Winter kein fließendes Wasser) sollten endlich Neue innerhalb des Hauses
entstehen. Darüberhinaus sollte eine geräumige Küche den Wirtschaftsbetrieb
verbessern.
Dazu war es aber erforderlich, das Schützenhaus an das
örtliche Wasser- und Abwassernetz anzuschließen. Diese Arbeiten wurden dann im
Herbst 1998 weitgehend in Eigenleistung durchgeführt. Im gleichen Zug verlegten
wir die seit 1995 auf Masten geführte Telefonleitung in den Boden.
Im Februar 2000 begann mit dem Abriss des alten
Schützenhauses eine weitere Bauphase. Nach unzähligen freiwilligen
Arbeitsstunden konnten wir im Juni 2001 den Neubau einweihen.
Die Schützengilde Hengen e.V. verfügt nun neben den
bereits erwähnten Schießanlagen auch über ein ansprechendes Schützenhaus mit
Küche und Zentralheizung sowie über modernste sanitäre Anlagen.
Zu den sportlichen Höhepunkten in unserer bisherigen
Vereinsgeschichte gehört ohne Zweifel die mehrmalige Teilnahme bei den Deutschen
Meisterschaften in der Damen-Altersklasse von Klara Eisenschmid.
Zum Wesen des Hengener Schützenvereins gehört auch ein reichhaltiges kulturelles
Engagement. So führt der Verein seit 1975 jährlich zur Sommersonnwend ein
Sommerfest - bis 1980 mit Höhenfeuer - durch. Auch der Kinderfasching gehörte
seit 1976 zum bis ins Jahr 2004 zum festen Veranstaltungsprogramm, aufgrund des
nachlassenden Interesses wird jedoch der Kinderfasching bis auf Weiteres nicht
mehr veranstaltet. Seit 1989 erfreuen wir mit Hilfe des Gesangvereins und des
Posaunenchors die Hengener Kinder mit unserer alljährlichen Waldweihnacht beim
Schützenhaus. Natürlich helfen die Hengener Schützen seit Bestehen des
Dorffestes in Hengen auch hier tatkräftig mit. Das in den früheren Jahren
durchgeführte Vereinspokalschiessen wurde in 2001 zum Hobbypokalschießen
umgestaltet und erfreut sich seit dem einer großen Teilnehmerzahl, die
Schießzeiten wurden in der Zwischenzeit von bisher 2 Tagen auf 3 Tage erhöht.
Es findet jährlich am 3. Wochenende im Oktober statt. Zum Schluss sei noch
gesagt, dass all die hier aufgeführten Aktivitäten natürlich neben unserem
eigentlichen Wesen, dem Schützenwesen, durchgeführt wurden und auch weiterhin
durchgeführt werden. |